Tag 19 - Akita

Datum: 21 - 08 - 2024

Tags: akita samurai

Gestern waren wir noch Abends im Park, und heute besuchen wir ein altes Haus der Tuchhändlerfamilie Kaneko und das Kanto-Matsuri-Museum Akita, das zugleich auch die Trainingshalle ist.

Hier ist Anfang August immer das Akita-Kanto-Matsuri-Festival die tragen dabei bis zu 50 Kilo schwere Lampion-Aufbauten mit und es geht drum möglichst viele zu balancieren und damit zu laufen.

Wir durften es mit einem Kinder-Kanto in der Übungshalle auch mal probieren, aber haben uns doof angestellt.

Klassisch hässliche Architektur aus den 80igern

Japan hat die älteste Bevölkerung weltweit und eine niedere Geburtenrate. Es gibt hier auch Einwanderer, allerdings NUR welche die Japanisch sprechen und die arbeiten.
Die arbeiten zum Beispiel in den Hotels und den Supermärkten. Da sieht man die auch.

Um der Vergreisung zu begegnen, arbeiten auch viele alte Japaner. Hier gibts keine üppigen Geldgeschenke vom Staat.
Und in manchen Gegenden verfallen dann ganze Ortschaften.

ABER: für mich sieht es so aus, als würden da ehemalige Fischerdörfer verfallen, wo eh zuviele Leute waren und man schon das Meer überfischte. Und vor allem sehe ich da ärmliche, kleine Buden zusammenfallen. Da haben vorher arme Leute drin gehaust. Und vermutlich sind die Kinder heute weg, in einer Stadt und arbeiten dort und nicht mehr als Fischer.

Die Japaner brauchen auch Platz und Wohnraum und die über 130 Mio, die sie mal waren, zwang sie dazu, sich engstens zusammenzupferchen.
Der Durchschnittsdeutsche hat mehr als 40m² pro Kopf an Wohnfläche zur Verfügung, in Japan ist das halbsoviel. Und man merkt diese Enge und zwar überall.

Die Japaner sehen das Gesundschrumpfen eher positiv, da haben in den 80igern riesige Baumaßnahmen stattgefunden und viel Natur wurde randaliert und jetzt reicht der Platz wieder.

Natürlich ist das in manchen Gegenden mies für die Infrastruktur. Hokkaido hat 5MIO Einwohner und ist größer als Bayern, während Tokio dreimal soviele Einwohner hat wie ganz Bayern.
In Hokkaido sind die Straßen schlecht und die Leute ziehen weg, ABER hier ist PLATZ und NATUR.
Das ist ja per se nix schlechtes. Das wäre so, wie wenn die Alpen wieder leer werden und die Touri-Massen weniger.

Japan muss sich schlicht überlegen, welche Gebiete es fördert und das sind die, in denen es Industrie und Arbeit gibt. Und da ziehen die Leute hin und finden auch Wohnraum, weil die ältere Generation eben wegfällt.
Und anderswo kehrt die Natur zurück und wer dort wohnt, wohnt dann eben einsam. Da fährt man dann mal 30 Minuten bis man wieder einen Ort findet. Nicht wie in Deutschland, wo quasi überall die totale Zersiedlung ist.
Die etwas größeren Orte haben dann aber auch wieder nen Supermarkt, ne Schule und nen Arzt. Und die Leute DA haben dann auch Autos.

wenn man kein Geld für irgendwelche Assis ausgeben muss, kann man aber dann die bestehenden Schulen erhalten und diese Orte fördern und auch dafür sorgen, dass da noch ein Arzt seinen Dienst tut.

Wir haben gestern auch einen Kindergarten auf einem Ausflug gesehen.
Ne Horde Kinder aber nur 2 Erzieher. Eine Vorneweg, eine Hinterher. Die Kinder brav in 2er Reihen im Gänsemarsch. Die haben auch gelacht und hatten Spaß, ABER da REICHEN 2 Erzieher, weil die ihre Kinder hier einfach ordentlich schon vorher erziehen.

Da musst du nicht 4-5 Leute mitschicken. Überhaupt haben wir bisher nur Kinder gesehen die miteinander spielten aber OHNE den üblichen Blödsinn wie in Deutschland. Dafür aber draußen waren in einem der vielen parks dies auch in der Großstadt gibt und da KANNST du auch die Kinder hinschicken weil da hängen keine Assis und Drogenjunkies ab.

Für Mütter und Familien und kleine Kinder ist hier überall Infrastruktur, Kinder unter 6 kosten nirgends was, es sind Wickeltische da, Stillzimmer, Kindersitze und zwar SAUBERE in jedem Restaurant. Man macht es hier Müttern nicht extra scheiße mit Kindern.

Und wir sehen auch viele Mütter mit Babies. Die Japaner machen schon Kinder. Nur nicht mehr am Land in den alten Fischerdörfern. Und ja da verfallen auch kleine Bauernhöfe und Bauernorte, einfach weil man heute keine 30 Erntehelfer mit nur Volksschulabschluss braucht, sondern ein Bauer mit Maschinen das allein bewirtschaftet.

Und die ehemals 30 Erntehelfer gibts nicht mehr alle, und die mit Volksschulabschluss putzen dann in Sapporo den Bahnsteig mit einem automatischen Wischmop und müssen nicht bei sengender Hitze Reis ernten. Hier sieht man viele Leute "einfache Jobs" machen.
Aber: der Grünanlagen-Park-arbeiter trägt als Uniformteil eine Jacke die einen Ventilator eingebaut hat und ihn kühlt.
Der einfache Verkehrsregler am Straßenrand hat eine aufblasbare Weste an, mit Cooling-Funktion. also Teil der Uniform.

in Japan gilt die 40 Stunden-Woche.
Die Zeiten, in denen sich die Leute mit Überstunden tot gearbeitet haben, sind auch vorbei. Hier ist es aber ganz normal, dass junge Leute part-time Jobs haben und Rentner oft auch. Die sind in den Supermärkten und als Verkäufer überall zu sehen. Oder desinfizieren das Geländer in Tomakomai am Bahnhof. Selbst dort wo wirklich alles alt und runtergekommen war, hat noch ne ältere Frau am Bahnhof die Treppen gesaugt und das Geländer abgewischt als wir am Morgen zum Zug kamen. und auch dort war auf dem Bahnhofsklo so sauber dass man sich HINSETZEN kann und Klopapier da. und zwar sowohl am Nachmittag als wir ankamen, als auch Morgens um 9:30 nach der Rushhour. Und die alte Dame, die da geputzt hat, war freundlich und nett und freute sich, als ich sie begrüßt hab.

Aber: hier haben Klos auch Tücher und nen Klo-desinfektionsspender. Es gehört zum guten TON das Klo sauber zu hinterlassen. Die sind auch sauber wenn da keine Klofrau ist. Aber da ist halt auch immer was da um es so zu hinterlassen. Also eben genug zum Wischen und reinigen. Und die Klos selber sind so gebaut, dass die auch RICHTIG abziehen ohne da die risigen Kack-Spuren zu hinterlassen. Das verbraucht dann 3 Liter mehr Wasser, aber dafür muss halt die Klofrau auch keine SCHEISSE rauskratzen, sondern leert nur den Mülleimer und hängt Klopapier rein.

ich sehe hier auch immer, dass Leute die sich die Hände waschen, das Waschbecken sauber machen, also wenn die sich da die Haare kämmen, machen die die WEG. Die wischen auch mal mitm Abtrockentuch für die Hände noch am Waschbecken lang, dass da keine Pfütze steht. Die Leute SORGEN auch dafür, dass die Klofrau eben nicht in der Scheiße und Pisse rumwedeln muss.

Auch die Müllkultur ist hier so. Man nimmt den Müll mit. Und wirft ihn zu Hause weg, oder im Hotel. Jeder. Auch die Jugend. Da gibt es schon auch den Job als Müllsammler und Straßenreiniger hier, aber dank der vielen Toiletten und der Kultur müssen die nicht in der Kacke wühlen und hier ganze Müllberge ausm Park schleppen. Die Leute selber benehmen sich einfach.

Geht natürlich nur, wenn du keine Assis hier hast.

Wer hier Müll rumwirft, zahlt aber auch saftige Strafen. Und die filmen dich oder erwischen dich, weil die ihre Parkpolizei auch wirklich da haben.
Das mag bisschen wie "Überwachungsstaat" sein, aber verdammt, es ist halt viel schöner, wenn Kinder in nem kleinen Park einer 2 Millionenstadt spielen können ohne Drogenspritzen und Kacke im Gebüsch.

Und auch als Kassierer im Supermarkt hast du zwar ne harte Arbeit, aber mit Kunden die sich ordentlich anstellen, nicht rumpöbeln und an der Kasse hast du nen Bezahlautomaten, da gibts keine Kasse zum ausrauben. Der Automat zieht Bargeld ein, das macht nicht der Kassierer, der packt dafür deine Einkäufe ein und schaut nur ob du gescheit zahlst. Und teurere Sachen melden ihren Diebstahl an der Türe automatisch. Oder du kannst im Landen nur ne Karte holen und bekommst den USB Stecker dann an der Kasse beim bezahlen ausgehändigt. Da ist mit Ladendiebstahl auch ned so einfach.

Der Job als Kassierer ist dann auch nicht so übel. Die haben hier auch viel mehr Personal im Laden, das ist weniger Stress für den Einzelnen. Die Leute die solche einfachen Jobs machen, wohnen auch natürlich in einfachen Wohnungen und die sind dann wirklich klein. Aber sauber, und die Leute drumrum vermutlich deutlich angenehmer als bei uns. Was man hier kaum sieht: rumlungernde Typen, Horden, ungezogene Volldeppen, Müll, Kacke, Hundekacke, Pfandflaschen, Dreck, Raucher, Bettler, Ungeziefer und unfreundliche Arschlöcher.

In Japan gibts angeblich ne hohe Suizidrate. Das kann ich mir vorstellen.
Das ist eine Leistungskultur.
Hier gilt wer nur als erfolgreich, wenn er Leistung bringt. Also gute Noten, gutes Aussehen, Fleiß.
Wer das nicht liefert, ist Loser. und die stürzen sich dann von der Brücke.

Hier giltst du aber eben auch was, wenn du fleißig bist. Die Japaner achten sehr auf ihre Kleidung und ihr Aussehen. Die geben sich sehr Mühe. Das ist unangenehm für jemand der nur abhängen will, rumsandeln und von Bürgergeld leben, oder der sich gehen lässt und fett ist. Man hat es hier nicht leicht, wenn man nicht so perfekt ist. Das ist natürlich manchmal sicher auch fies und unlustig, aber Japan hat dafür nur 4% adipöse Leute und die Jugend versucht wenigstens gute Schulnoten zu haben anstatt mit den Bros im Stadtpark nur abzuhängen und ShiSha zu rauchen

Feli hat ins Gästebuch des Festivalvereines geschrieben





boronk.de
Blog
Tags

Letzte Einträge:

Jahre: